Schrittweise in den Ruhestand zu gehen, wird für immer mehr Menschen attraktiv. So scheiden sie nicht sofort aus dem Berufsleben aus und können noch in Teilzeit weiterarbeiten.
Genau genommen reden wir von Altersteilzeit. Ein ziemlich großer Begriff, mit dem viele gar nicht so wirklich etwas anzufangen wissen. Daher wollen wir ein bisschen Licht ins Dunkel bringen und das Modell inklusive seiner Vor- und Nachteile erklären.
Wie funktioniert Altersteilzeit?
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei Altersteilzeit um eine Teilzeitbeschäftigung. Sie wird durch das Altersteilzeitgesetz (AltTZG) geregelt, das besagt, dass diese weder verpflichtend ist, noch dass man konkret Anspruch darauf hat. Es ist vielmehr eine freiwillige, einstimmige Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Dadurch ist sie auch individuell anpassbar.
Einzige wirkliche Voraussetzung, um das Modell in Anspruch zu nehmen ist, dass man das 55. Lebensjahr bereits vollendet hat. Weiterhin muss in den letzten fünf Jahren vor anvisiertem Beginn der Altersteilzeit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen worden sein. Dabei ist es sogar egal, ob es sich um eine Voll- oder Teilzeitanstellung handelte.
Das bedeutet, dass die Altersteilzeit mindestens zu dem Zeitpunkt gehen muss, ab dem die Altersrente frühestens möglich ist. Denn wer in Altersteilzeit geht, reduziert zunächst die wöchentliche Arbeitszeit um die Hälfte. Dadurch wird das sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnis fortgesetzt.
Der Arbeitgeber muss in diesem Zuge das Gehalt aufstocken. Auch zusätzliche Beiträge zur Rentenversicherung sind zu entrichten.
Schauen wir uns mal die beiden beliebtesten Modelle an, die möglich sind. Am gängigsten sind das Gleichverteilungs- und das Blockmodell. Beim Gleichverteilungsmodell halbiert man die Arbeitszeit über den gesamten Zeitraum der Altersteilzeit. Somit kommt es vor, dass Betroffene teilweise nur noch halbe Arbeitstage haben oder weniger Arbeitstage in der Woche haben.
Das Blockmodell funktioniert etwas anders. Bei diesem Modell der Altersteilzeit teilt man sie in zwei gleich lange Phasen auf. Die erste Phase nennt sich Arbeitsphase. Hier arbeiten Betroffene ganz normal weiter. In der zweiten Phase, welche sich Freistellungsphase nennt, wird gar nicht mehr gearbeitet.
Aber wie gesagt, es sind auch individuelle Optionen möglich: neben dem Gleichstellungs- und Blockmodell gibt es auch andere Modelle. Hier haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer freie Hand. Sie können individuell absprechen, welches Modell für den jeweiligen Fall am besten wäre. So kann beispielsweise auch eine stufenweise Reduzierung der Arbeitszeit vorgenommen werden.
Ganz wichtig ist jedoch: wie bereits erwähnt, müssen Arbeitgeber bei einer Altersteilzeit auch weiterhin Rentenversicherungsbeiträge für ihren Arbeitnehmer bezahlen.
Diese müssen mindestens 80% der bisherigen Beträge ausmachen. Aber warum das? Durch diese Zahlungen wird verhindert, dass es zu Renteneinbußen durch das reduzierte Gehalt kommt, wovon Du als Arbeitnehmer natürlich massiv profitierst.
Das bedeutet, dass Altersteilzeit positive Auswirkungen auf deine Rente hat. Denn trotz verminderter Arbeitszeit, die vielen im Alter sehr guttut, wird fast der volle Rentenbetrag weiter in die Rentenversicherung eingezahlt.
Allerdings bekommen Arbeitnehmer, die in Altersteilzeit sind, zunächst etwas weniger Geld. Dies macht allerdings im Schnitt nur etwa 10% Unterschied aus. Dafür ist jedoch die allgemeine Belastung etwas geringer und auch im Rentenalter kannst Du dir somit womöglich weniger Gedanken um deine Finanzen machen.
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Für wen lohnt sich Altersteilzeit?
Lassen wir uns mal zwischen dem öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft unterscheiden, denn hier gibt es durchaus Unterschiede.
Altersteilzeit im öffentlichen Dienst hat den großen Vorteil, dass es einen Tarifvertrag gibt. Dadurch sind viele Dinge, mit denen sich Arbeitgeber und -nehmer sonst selbst auseinandersetzen müssten, bereits geregelt.
Zudem wurde auch hier vor kurzem erst diskutiert, ob nicht eine Verlängerung der Altersteilzeit sinnvoll wäre.
Da die Altersteilzeit für fast alle Erwerbstätigen möglich ist, können auch Beamte einen Antrag stellen. Allerdings wurde die Altersteilzeit in diesem Bereich stark eingeschränkt. Häufig wird sie nur noch in Personalüberhangbereichen zugelassen. Der Grund: Durch die Aufstockung ist Altersteilzeit für den Staat bei Beamten häufig recht teuer.
Zudem ist Altersteilzeit bei Beamten erst ab dem 60. Lebensjahr möglich. Allerdings sind hier natürlich auch noch ein paar andere finanzielle Vorteile zu berücksichtigen, die das Beamtentum mit sich bringt, so beispielsweise die Vergünstigung von Versicherungen und generell das meist komfortable Gehalt.
Jetzt zu den „gewöhnlichen“ Angestellten: Für Arbeitnehmer ist Altersteilzeit sehr attraktiv. Denn auch wenn man im Alter nicht mehr so viel arbeiten kann, oder auch möchte, bedeutet das nicht, dass man gleichzeitig nur noch die Hälfte verdient. Durch die Aufstockung und die Fortzahlung der Beiträge in die Rentenversicherung ist die Altersteilzeit bei vielen Arbeitnehmern sehr beliebt.
Auch Teilzeitbeschäftigten ist es möglich, sich für eine Altersteilzeit zu entscheiden. Hier wird einfach die bisherige Arbeitszeit halbiert. Die Grundvoraussetzungen sind die gleichen wie bei Vollzeitbeschäftigten, die eine Altersteilzeit wünschen.
Für Arbeitgeber hat Altersteilzeit sowohl Vor- als auch Nachteile. Von Vorteil ist, dass ältere Arbeitnehmer nicht mit einem Schlag aus dem Unternehmen ausscheiden, sondern ihre Nachfolger noch einarbeiten und ihr Wissen teilen können.
Dadurch entsteht kein großer Wissens- und Erfahrungsverlust, was für Arbeitgeber langfristig gesehen eine klare Ersparnis an Zeit und Geld bedeutet. Hinzu kommt da für mich aber auch ein menschlicher Aspekt, denn viele betagte Menschen möchten noch arbeiten und ihre Zeit sinnvoll investieren. So werden sie also nicht bloß ausgesondert und durch den Nachwuchs ersetzt.
Nachteilig kann sich das Blockmodell auswirken. Hier findet kein sanfter Übergang ins Rentenleben statt. Zudem kostet die Aufstockung und das Bezahlen der Rentenversicherungsbeiträge Geld.
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Was ist besser: Vorruhestand oder Altersteilzeit?
Wer das 55. Lebensjahr erreicht hat, spielt womöglich mit dem Gedanken, entweder in Altersteilzeit zu gehen oder den Vorruhestand zu wählen. Bei den meisten Menschen sind beide Möglichkeiten eine Option. Doch wie entscheidet man sich am besten?
Vor- und Nachteile des Vorruhestands
Auch während des Vorruhestands müssen Betroffene weiterhin Geld in die Rentenversicherung einzahlen. Dadurch ist zunächst weniger Geld auf dem Konto, was sich jedoch später, in der Altersrente, positiv bemerkbar macht.
Außerdem ist die Besteuerung des Vorruhestandsgeldes etwas kompliziert. Dabei spielt es eine Rolle, ob man einen Versorgungsbezug oder eine Lohnersatzleistung erhält. Das Thema würde hier jetzt aber deutlich den Rahmen sprengen, so dass ich dir wirklich raten würde, dass Du bei Interesse bei deinem lokalen Lohnsteuerring oder Steuerberater des Vertrauens nachfragst.
Beim Vorruhestand handelt es sich um eine Aufhebung des Arbeitsvertrages, bei der die Vorruhestandsregelung berücksichtigt wird. Einige Arbeitgeber bieten dies ab dem 58. Lebensjahr an. Ein gewisser Betrag wird weiterhin an die Sozialversicherung gezahlt. Allerdings ist vielen der Übergang ins Rentenleben zu abrupt.
Vor- und Nachteile der Altersteilzeit
Im Gegensatz zum Vorruhestand sind Betroffene in Altersteilzeit immer noch angestellt. Dadurch zahlt der Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge vollständig weiter.
Darüber hinaus wird der Lohn aufgestockt und die Rentenversicherung bekommt einen Ausgleich auf mindestens 80% des ursprünglichen Beitrages. Hierbei gilt: Zusatzzahlungen des Arbeitgebers sind steuerfrei.
Nachteilig ist jedoch, dass man aufgrund der geringeren Arbeitsstunden auch weniger verdient als Vollzeit. Denn auch wenn das Gehalt aufgestockt wird, fällt es insgesamt niedriger aus. Außerdem kann das, wie bereits erwähnt, auch auf die Rentenhöhe eine Auswirkung haben.
Welche anderen Alternativen zu Altersteilzeit gibt es?
Eine Alternative zur Altersteilzeit ist die Inanspruchnahme vorgezogener Altersrenten. Bei der gesetzlichen Rentenversicherung ist dies langjährig oder sogenannten „besonders langjährig“ Versicherten möglich. Hier muss man allerdings mit Rentenabschlägen rechnen, welche nur selten willkommen sind, da diese merkbar stark ausfallen können.
Eine Alternative ist das sogenannte „Lebensarbeitszeitkonto“. Nach einer schriftlichen Vereinbarung mit dem Arbeitgeber können Arbeitnehmer ein Zeitguthaben erarbeiten. Dieses wird vor dem vollständigen Ausscheiden aus dem Unternehmen aufgelöst, indem die Vergütung fortgezahlt wird.
Meine Reise in die Altersteilzeit
Ja, man mag es vielleicht kaum glauben, aber ich bin schon ein bisschen betagter und inzwischen auch in der Altersteilzeit angekommen. Genau genommen bereits seit vier Jahren und ich bereue meine Entscheidung keine Sekunde. Mein Traum war es immer, im Alter die Welt zu erkunden und Zeit mit meinen Enkelkindern verbringen zu können und das kann ich jetzt in vollen Zügen genießen.
Mein Arbeitgeber und ich haben uns für ein individuelles Modell entschieden, das mir monatlich viel Zeit gibt, um mich in meinen Camper zu setzen und einfach loszufahren. Im Durchschnitt Arbeite ich noch 20 Stunden pro Woche und komme mit dem Gehalt sehr gut aus. Ich fühle mich immer noch mitten im Berufsleben verankert, aber genieße auch die Freiheiten, die die Zeit, die ich für meine Familie und mich habe, mit sich bringt.
In meinem Fall habe ich also alles richtig gemacht, was aber nicht heißen soll, dass mein Weg der ultimative Wegweiser sein soll. 🙂
Fazit: Für wen lohnt sich Altersteilzeit besonders?
Die Altersteilzeit lohnt sich für jeden, der nicht mit einem Schlag aus dem Berufsleben ausscheiden möchte und sich noch ein bisschen verwirklichen möchte, in dem er seine Zeit und Energie sinnvoll nutzt.
Sie führt Betroffene Schritt für Schritt an das Rentenleben heran, was der Psyche gut bekommen kann, und ist aufgrund des Aufstockungsbetrages sehr attraktiv.
Dennoch sollte man sich immer vor Augen führen, dass dies Auswirkungen auf die Altersrente haben kann und man weniger verdient als bei einer Vollzeitbeschäftigung. Du siehst also, es ist eine sehr persönliche Angelegenheit und Entscheidung, die reiflich Überlegung braucht.
Lohnt sich Altersteilzeit aus Deiner Sicht?
Deine Meinung ist uns wichtig, deshalb haben wir hier eine kleine Abstimmung eingebaut.
Außerdem würden wir uns natürlich über einen Kommentar freuen, vor allem wenn Du selbst schon Erfahrungen mit verschiedenen Altersteilzeit-Modellen gemacht hast!